Geschichte Hercynia Jena

Die Geschichte der heutigen Landsmannschaft Hercynia ist die Geschichte der Landsmannschaft Hercynia Jena und Hercynia Halle.

Begonnen hat alles in Jena am 18.06.1872. An diesem Tage gab es ein Fest anlässlich der Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Forst. Die vier Studierenden Weiss, Ausfeld, Thiele und Klose hatten daran teilgenommen und gründeten in gehobener Stimmung und beflügelt durch das Lichtenhainer Bier in der alten Ölmühle im Mühltal vor Jena, der „Olea“, einen Stammtisch „Humanitas“.

Ein Jahr später, 1873, wurde der Bund erneuert und bekam die Form einer Verbindung, welche den humanistischen Gedanken vertrat.

Ihr Verbindungslokal war die Olea. Sie selbst hießen Humanisten oder Jesuitenbrüder. Wer neu hinzukam, wurde Humanus genannt, nach ausreichender Betätigung stieg erst zum Humanior und schließlich zum Humanissimus auf.

Der Großteil der Mitglieder kam aus einfachen, bescheidenen Verhältnissen. Daher war auch die äußere Form der Humanitas, bewusst abweichend von den schon bestehenden Verbindungen, eher einfach und ohne allzu straffen Comment. Genugtuung zu geben blieb jedem einzelnen selbst überlassen.

Witz, Fröhlichkeit und Lebenslust bestimmten Verkehrs- und Trinksitten, Kneipnamen, Kneipzeitungen, Vorträge, Lieder und ihre Farben, die scherzhaft schwarz-dunkel-düster genannt wurden statt schwarz-schwarz-schwarz. Sie trugen die Farben nur im Bierzipfel. Gegenseitige Anrede war Confrater, ihr Wahlspruch „Freundschaft und Ehre“.

Das Wappen zeigt in der Mitte den Zirkel, drei Fichten für den Thüringer Wald als Geburtsort, Lyra und Kommersbuch für den studentischen Gesang, Gründungsdatum, Holzkanne als Symbol für den Labestoff, das Lichtenhainer Bier, die ineinandergelegten Hände für die Freundschaft sowie die gekreuzten Schläger für die Satisfaktion. Dieses Wappen wurde 1883 leicht abgewandelt. Abgebildet ist das Wappen in der Form von 1883.

1876 hatte die Humanitas bereits mehr als 30 Mitglieder. 1876 kam es auch zum Zusammenschluss mit der späteren Turnerschaft Salia zu einem Freundschaftsbunde zwecks Vertretung ihrer gegenseitigen Interessen gegenüber den Corps und Burschenschaften.

1878 wurde der Name der nun innerlich und äußerlich strafferen Humanitas in Hercynia geändert und ihr allgemeines Bild den übrigen Verbindungen angeglichen, der Fechtboden wurde obligatorisch und die Farben in schwarz-weiß-schwarz umgewandelt.

1881 wurde die Satisfaktion für Hercynen Pflicht, 82/83 schafften sich Hercynia und Salia eigene Waffen an.

1883 wurde Hercynia zu einer farbentragenden, freischlagenden Verbindung mit den Farben rosa-weiß-schwarz (von unten gelesen, wie bei allen Jenenser Verbindungen typisch), die alten Farben schwarz-weiß-schwarz wurden die Fuxenfarben, auch wurde die rosa Mütze im Biedermeierformat eingeführt.

1884 wurde der „Bierstaat in Winzerla“ als Exkneipe gegründet, welcher einmal im Monat stattzufinden hatte, niedergeschrieben im Burgbrauch zu Winzerla, ein für Jenenser Verbindungen typischer Kneipbrauch.

Seit 1888 bestand ein Freundschaftsverhältnis mit Hercynia Halle.

1890 schlossen sich Hercynias Alte Herren zu einem Altherren-Verband mit Sitz in Gotha zusammen. Von ihnen wurde der Wahlspruch „Freundschaft und Ehre“, die Bestimmungsmensur sowie die unbedingte Satisfaktion, der AC (Allgemeine Convent) und der BC (Burschen-Convent) eingeführt und bestätigt.

1893 mußte die Aktivitas der Hercynia suspendiert werden, und nur der Altherren-Verband blieb bestehen. Erst 1901/02 konnte sie rekonstituiert werden. Mit der Rekonstituierung wurden die Fuxenfarben in rosa-weiß-rosa geändert-als Zeichen der Hoffnung.

Bis 1906 kam es zur Festigung und zum zahlenmäßigen Anstieg der Hercynia, so dass 1906 auch ein eigenes Haus nötig wurde. Am 18.11.1906 konnte auf dem Grundstück am Johannistor endlich der Grundstein gelegt werden. Zu dieser Feier waren 80 Teilnehmer angereist und die LC-Zeitung berichtete darüber.

Im Sommersemester 1907 zum 35.Stiftungsfest konnte das Haus eingeweiht werden, nicht ohne gebührende Anteilnahme der Jenenser Bevölkerung.

In den folgenden Jahren wuchsen sowohl die Aktivenzahl als auch die Festivitäten und PP-Suiten.

Während des ersten Weltkrieges mußte der Aktivenbetrieb nicht eingestellt werden, doch waren 23 Hercynen nicht heimgekehrt.

Die Jahre 1919 bis 1921 bescherten Hercynia ein Aufblühen mit 25-30 Burschen und 20 Füxen pro Semester. Die Partienzahl wuchs auf ca. 90 pro Semester an. Das Waffenstudententum erfreute sich ungeahnter Beliebtheit, welche sich in den Jahren 1927 bis 1930 zum absoluten Höhepunkt steigerte. Dies waren die Jahre des Sportes und Mensurwesens, die Hercynia eine fechterische Vormachtstellung in Jena und wohl auch in der einen oder anderen Stadt brachte. Im W.S. 27/28 wurden 114 Mensuren auf Jenenser Hercynenfarben gefochten, 15 davon waren Säbelpartien. Sogar der Rektor der Universität, Prof. Dr. Esau, war bei Mensuren und Säbelpartien im oft überfüllten Pauksaal anwesend.

55. Stiftungsfest 1927

Im S.S. 1928 erreichte Hercynia den wohl höchsten Aktivenstand mit 21 Krassfüxen und 51 Mitgliedern, bis 1930 wuchs die Zahl der ortsanwesenden Bundesbrüder auf 70 an. Im Mai 1929 wurde das Freundschaftsverhältnis mit der Akademischen Landsmannschaft der Salzburger geschlossen.

1933 brachte die bekannten Änderungen.

Das Hercynenhaus wurde zwangsweise zum Kameradschaftshaus.

Nach der am 31.03.1936 erfolgten Suspension der Aktivitas sowie der Auflösung unseres Dachverbandes der Deutschen Landsmannschaft (DL), mußte sich Hercynia zur Kameradschaft umwandeln. Das Verbindungsleben wurde im Verborgenen, soweit als möglich, fortgeführt.