Geschichte

Die Landsmannschaft Hercynia, die 1872 gegründet wurde, hatte vor dem Kriege ihren Sitz in Jena bzw. Halle. Dort mußte sich Hercynia im Wintersemester 1935/36 auflösen, da die Nationalsozialisten die Zwangsauflösung aller Korporationen befohlen hatten. Wie alle Korporationen aus Mittel- und Ostdeutschland mußte sie, da in der ehemaligen DDR Korporationen verboten waren, in die BRD übersiedeln. Sie fand an der Johannes-Gutenberg-Universität eine neue Heimat und kann nun auf eine langjährige Geschichte in Mainz zurückblicken.

Als Landsmannschaft gehört sie zu den schlagenden (fechtenden) Korporationen und ist mit 104 weiteren Landsmannschaften und Turnerschaften im Coburger Convent (CC) zusammengeschlossen. Der CC entstand aus der 1868 in Zwingenberg gegründeten Deutschen Landsmannschaft (DL) und dem Vertreterconvent (VC) der Turnerschaften an deutschen Hochschulen. Alljährlich findet deshalb in Zwingenberg am Sonntag nach Pfingsten, auf dem historischen Marktplatz ein Frühschoppen statt.

Die Grundsätze des CC „Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland“ sind auch die Grundsätze aller deutscher Landsmannschaften und Turnerschaften, die diese in individueller Form in Ihren Wahlsprüchen wiedergeben. Der Vaterlandsbegriff ist geprägt vom heutigen Europagedanken und bedeutet kein deutschtümelndes nationalistisches Streben. Diese Grundsätze und unser Wahlspruch sind die Grundlagen unserer Satzung, die die demokratische Richtschnur des Bundeslebens darstellt. Der Wahlspruch unserer Landsmannschaft Hercynia ist „Freundschaft und Ehre“. Freundschaft ist die Basis unseres Bundes, sie ist das feste Band, das uns für das ganze Leben zusammenhält. Wir achten die Ehre eines jeden Menschen ohne Ansehen seiner Herkunft, seines politischen Denkens und seiner Weltanschauung. Äußeres Sinnbild unserer Gemeinschaft sind unsere Farben: „Hellblau, Rosa, Silber, Schwarz und Weinrot“. Diese beziehen sich auf unsere alten Traditionen, wurden frei gewählt und lehnen sich weder dem Kaiserreich noch einer anderen politischen Ära an. Ursprünglich wurde Hercynia als eine Humanitas gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit fort zur Landsmannschaft Hercynia. Wir erstreben über die Grenzen des Berufsstudiums hinaus Aufgeschlossenheit für geistige Allgemeinwerte und soziales und politisches Verständnis.

An dem seit Generationen bewährten studentischen Fechten halten wir fest und schlagen daher Pflichtmensuren. Der Mensursport dient der Erziehung zur Selbstbeherrschung und Fairness, wie jede andere Sportart auch. Zusätzlich ist das Bestehen der Mensur ein symbolhaftes Erlebnis der Verantwortung des Eintretens für die selbstgewählte Gemeinschaft.

Geleitet von diesen Prinzipien, betrachten wir uns auch in der heutigen Zeit als die Alternative zum 08/15 Studium, was keine Absonderung aus Überheblichkeit bedeutet. Wir sind offen für „Jedermann“ der in Mainz studiert, egal ob FH oder Universität gleich welcher Nation.